Vor jedem großen Vorhaben steht eine Vision...
Am Anfang der Erfolgsgeschichte von Sachsen-Anhalts Renn- und Testsrecke stand - im wahrsten Sinne des Wortes - ein Maisfeld. Ganz bördetypisch bestimmte Mitte der neunziger Jahre noch Landwirtschaft das Geschehen vor den Toren der heute etwa 15.500 Einwohner zählenden Stadt Oschersleben im Herzen Sachsen-Anhalts.
Doch ein ebenso ehrgeiziges wie einmaliges Vorhaben, in Jahren der Vorarbeit sorgfältig geplant, stand bereits in den Startlöchern: Der Bau des MOTOPARK Oschersleben. Auf rund 1 Million Quadratmetern entstand in nur einem Jahr Bauzeit die damals dritte permanente Rennstrecke Deutschlands.
Nach dem symbolischen ersten Spatenstich am 5. April 1995 wurde am 25. Juli 1997 die Eröffnung gefeiert. Rund 58 Millionen Euro wurden investiert.
Beginn der Bauarbeiten am 8. Juli 1996Als Generalunternehmen war die Firma BUNTE Bau aus Papenburg, seit Juni 2005 neuer Inhaber der Anlage, für den Bau des MOTOPARK zuständig. Für die beteiligten Architekten war der Bau einer Rennstrecke Neuland. Bereits bestehende Strecken wurden als "Musterbeispiel" benutzt, wobei eine individuelle Gestaltung des MOTOPARK im Vordergrund stand. Das erste halbe Jahr war geprägt von Erdarbeiten. Insgesamt wurden in dieser Zeit mehr als 1,25 Millionen Kubikmeter Bördeboden bewegt. Allein für die Tiefbauarbeiten war ein Aufwand von mehr als 40.000 Arbeitsstunden nötig.
Bis zur Einweihung im Sommer 1997 absolvierten die beteiligten Firmen ihr Mammutprogramm mit Bravour. Sie asphaltierten einen 3,667 Kilometer langen Rundkurs, bauten insgesamt 14 Kurven und eine 680 Meter lange Start-Ziel-Gerade. Für die Sicherheit wurden Doppel- und Dreifachleitplanken installiert, etwa 40.000 Reifen aufgestapelt und verschraubt, Kiesbetten aufgeschüttet, Rettungsstraßen angelegt und Fangzäune errichtet.
Ein digital ferngesteuertes Videoüberwachungssystem und eine Signalanlage aus 9 Ampelbrücken entlang der Strecke wurden eingebaut. Insgesamt wurden auf dem Areal rund 20 Kilometer Elektro- und Glasfaserkabel, 15 Kilometer Drainagerohre und 4,5 Kilometer Trinkwasserleitung in die Erde gebracht. Die Arbeiter verlegten 12.400 Quadratmeter Pflaster und verteilten 87.000 Kubikmeter Kies.
Doch man schaffte noch mehr …Das streckeneigene 4-Sterne-Hotel mit 88 Doppelzimmern und 7 Suiten sowie die 1018 Meter lange Kartbahn mit eigenen Boxen waren von Anfang an fester Bestandteil der Planungen. Die Kartbahn wurde gleichzeitig als Parkfläche angelegt und später durch einen anspruchsvollen Offroad-Teil etwa für Supermoto-Veranstaltungen erweitert. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Hubschrauberlandeplatz und ein modernes Medical-Center. Das großzügige Fahrerlager bietet auf mehr als 60.000 Quadratmetern Stellflächen für die Teams.
Den Blickfang bei der Zufahrt auf das MOTOPARK-Gelände bildet das Start-und Zielgebäude mit dem Tower. Er beherbergt das Race-Control, Sprecher- und Kommentatorenplätze und das moderne Pressezentrum mit rund 100 Arbeitsplätzen für Journalisten und Fotografen. Über den 29 Boxen fanden neben den zahlreichen Büroräumen auch die VIP-Loungen und das hoteleigene Bistro ihren Platz.
Strenge BauüberwachungMit strengem Blick überwachte der Weltmotorsportverband FIA als übergeordnete Instanz den gesamten Bau. Da die Ausstattung an ein strenges und weltweit einheitliches Reglement gebunden ist, teilte die FIA einen so genannten Abnahmekommissar ein. Roland Bruynseraede, ehemaliger Renndirektor der DTM, war regelmäßig vor Ort, um sich ein Bild zu machen.
Die EröffnungAls erste Veranstaltung stand die Ferrari Challenge vor den Augen der zahlreich geladenen Gäste und kritischen Medienvertreter auf dem Programm. Bereits eine Woche später wurde das GTP-Weekend ausgetragen, gefolgt von der Premierenveranstaltung der BERU Top 10. Immer neue Veranstaltungen kamen hinzu, der jeweilige Jahreskalender füllte sich. Heute gibt es mehr als 280 Betriebstage im Jahr. Es gilt das Prinzip: Nach der Saison ist vor der Saison.
Übernahme der RennstreckeDen größten betriebswirtschaftlichen Einschnitt erlebte der MOTOPARK am 10. Januar 2002, als beim zuständigen Amtsgericht in Magdeburg der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenz-Verfahrens gestellt wurde. Der Betrieb der Anlage war zu keiner Zeit gefährdet und die Strecke schaffte es bis zum Ende der Insolvenz im Jahr 2005, hochrangige Rennsportveranstaltungen, darunter auch die DTM, nach Oschersleben zu holen.
Ein Konsortium rund um das Unternehmen BUNTE Bau aus Papenburg im Emsland trat im Juni 2005 als neuer Eigentümer auf die Bühne. Mitten in der laufenden Saison wurde die Umbenennung in "Motorsport Arena Oschersleben" mit all ihren Konsequenzen in die Tat umgesetzt.
Um- und Ausbau der StreckeNach genau zehn Jahren der Inbetriebnahme wurde die bisherige 3,667 Kilometer lange Streckenführung verändert. Seit März 2007 ist der Kurs 3,696 Kilometer lang. Der größte Teil der Bauarbeiten entfiel auf den Umbau der ersten Kurve. Hier wurde die Start-Ziel-Gerade verlängert und führt jetzt in einem 90-Grad-Bogen mit anschließender Rechtskurve auf den alten Streckenverlauf zurück. Zudem wurden eine neue Asphaltfläche und ein zusätzliches Kiesbett angelegt. Im so genannten Triple, der Dreifachlinks-Kurve im Bereich der Nord-West-Tribünen, wurden die Auslaufzonen begradigt, erweitert und teilweise asphaltiert. Dieses Asphaltband ermöglicht den Piloten, nach einem außerplanmäßigen Verlassen der Strecke schnell wieder zurück ins Renngeschehen zu finden. Somit wird den Aktiven mehr Sicherheit und den Zuschauern mehr Action geboten.